(ein Text von Inadäquat, Christina Zitzen)
In seiner “Reise bis ans Ende der Nacht” setzt Louis-Ferdinand Céline Station nach Station, Aggregat für Aggregat, Soziotop für Soziotop seinen romanesken Anschauungsunterricht in Sachen “Zertrümmerung des abendländischen Subjekts” fort. Unter den jeweils herrschenden Verhältnissen, so der Chronist, ist das angeblich nach Gottes Ebenbild geschaffene Wesen fähig, sämtliche Gestalten anzunehmen: Vom Wurm und Parasiten bis hin zum pur Mechanischen.
Hatte ein ästhetizistisches Ich vom Schlage Rainer Maria Rilkes angesichts des “Chocs” urbaner Massemenschen und Menschenmassen noch gefleht …
O Herr, gib jedem seinen eignen Tod.
Das Sterben, das aus jenem Leben geht,
darin er Liebe hatte, Sinn und Not
… streicht Céline solche humanistischen Hoffnungen mit jeder Szene, Folge, Episode erneut durch. Dass dies viel weniger zynisch geschieht, als dies gemeinhin angenommen wird , ließe sich an unzähligen Zitaten aus Der Reise bis ans Ende der Nacht belegen: Denn es ist ein Teil der Radikalität dieses Romans , dass die Idee des “eigenen” Todes gegen alle Evidenz und gegen alle Verhältnisse das eigentliche Movens ist , welches den Chronisten in sämtlichen realen und sozialen Sümpfen am Leben erhält .
documentario di Giano Accame: