Dylan Thomas, … mir gefiel der Geschmack von Bier … & – wo ist sie nur? – Sophie Hunger mit Like a rolling stone, Lyon 2009

Zunächst aber der Achtzehngläsermeisterdichter:

„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, den Schaum im Mundwinkel.“

Achtzehn Gläser Whisky … „Ich glaube, das ist der Rekord“. Mehr konnte der walisische Dichter, der sich 1953 auf Lesereise in den USA befand, nicht mehr sagen. Denn kurz darauf fiel Thomas in seinem New Yorker Hotelzimmer ins Koma. Seine letzte Sauftour.

Ehefrau Caitlin flog sofort über den Atlantik. Sie wusste, dass Dylan Thomas in Amerika eine Geliebte hatte. Eine von vielen. „Ist der Scheißkerl schon tot?“ Aufgedunsen vom Alkohol, lag ihr Mann im Sauerstoffzelt. Nichts war mehr übrig von dem einst so gut aussehenden Dichterfürsten, vom jungenhaften Genie, das sie und die anderen Frauen mit seiner schönen Stimme betört hatte. Caitlin Thomas erlitt einen Nervenzusammenbruch. „Das ist nicht mein Dylan“, schrie sie. „Ich will weg von hier.“ Die Krankenpfleger hatten Mühe, die Frau zu bändigen. Nach fünf Tagen im Alkoholkoma starb Dylan Thomas im Alter von 39 Jahren. Es war der 9. November 1953.

A reading of „Do Not Go Gentle Into That Good Night“ by Dylan Thomas. Spoken by  him self

(Übersetzung ins Deutsche: Curt Meyer-Clasons)

Do not go gentle into that good night, Old age should burn and rave at close of day; Rage, rage against the dying of the light. Though wise men at their end know dark is right, Because their words had forked no lightning they Do not go gentle into that good night. Good men, the last wave by, crying how bright Their frail deeds might have danced in a green bay, Rage, rage against the dying of the light. Wild men who caught and sang the sun in flight, And learn, too late, they grieved it on its way, Do not go gentle into that good night. Grave men, near death, who see with blinding sight Blind eyes could blaze like meteors and be gay, Rage, rage against the dying of the light. And you, my father, there on that sad height, Curse, bless, me now with your fierce tears, I pray. Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light.

Geh nicht gelassen in die gute Nacht,
Brenn, Alter, rase, wenn die Dämmerung lauert;
Im Sterbelicht sei doppelt zornentfacht.

Weil keinen Funken je ihr Wort erbracht,
Weise – gewiss, dass Dunkel rechtens dauert-,
Geh nicht gelassen in die gute Nacht.

Wer seines schwachen Tuns rühmt künftige Pracht
Im Sinken, hätt nur grünes Blühn gedauert,
Im Sterbelicht bist doppelt zornentfacht.

Wer jagt und preist der fliehenden Sonne Macht
Und lernt zu spät, dass er nur sie betrauert,
Geh nicht gelassen in die gute Nacht.

Wer todesnah erkennt im blinden Schacht,
Das Auge blind noch blitzt und froh erschauert,
Im Sterbelicht ist doppelt zornentfacht.

Und du mein Vater dort auf der Todeswacht,
Fluch segne mich, von Tränenwut vermauert.
Geh nicht gelassen in die gute Nacht.
Im Sterbelicht ist doppelt zornentfacht.

 

Sophie Hunger mit Like a rolling stone (bob Dylan Cover) @l’epicerie moderne – Lyon /France – 2009