Kreuzzugaufruf Bernhards von Clairvaux an die Deutschen, 1147.

Im Gebiet von Troyes wird am 11. April 1147 ein Schreiben, die Bulle Divini dispensatione des Papstes Eugens III., ausgefertigt. In dieser Urkunde billigt das Oberhaupt der Christenheit den Kreuzzug gegen die heidnischen Elbslawen: Wenden, Ranen, Pruzzen und Obotriten östlich der Elbe. Als Ziel des Kreuzzugs nennt der Oberhirte: Unterwerfung der Heiden unter die christliche Religion. Unter Androhung der Exkommunikation verbietet er der Heeresführung des Kreuzzugs, einem Heiden, der gegen Geld im alten Unglauben verharren will, diese Abgeltung zu erlauben: Taufe oder Tod!

Die wichtigsten Heerführer: Die Herzöge Heinrich der Löwe, Albrecht der Bär, Konrad von Zähringen sowie die Bischöfe von Bremen, Hamburg, Magdeburg, Brandenburg, Halberstadt, Havelberg, Merseburg, Münster, Verden, Olmütz und der Abt von Corvey.

Der sogenannte „Wendenkreuzzug“ konzentriert sich auf das heutige Gebiet Mecklenburg-Vorpommerns und benachbarte Gebiete. Sein Beginn datiert vom 13. April 1147 mit der erwähnten Bulle Papst Eugen III. Bis zum Aufmarsch der Truppen wird die Propaganda verschärft. Eugen III. beauftragte den Zisterzienserabt und sprachgewaltigen Rhetoriker Bernhard von Clairvaux mit den Propagandapredigten. Dessen Motte lautet: „Im Tod des Heiden sucht der Christ seinen Ruhm …“.

Den jungen, christlichen Kriegern, die sich auf den väterlichen Burgen langweilen, die Tage sinnentleert beim Würfeln und Karten spielen verplempern, sich aus Langeweile und Übermut bei Fehden und Turnieren gegenseitig erschlagen, gewährt der Papst einen leichteren Weg in Unsterblichkeit und Paradies. Wenn sie sich an dem Kreuzzug gegen die Heiden beteiligen, erhalten sie einen großzügigen Sündenablass. Im August 1147 bricht ein vom Kreuzzugsgedanken begeistertes, jugendliches Ritterheer von Magdeburg aus nach Osten zur blutigen Pruzzenfahrt auf.

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Francisco Ribalta (1565-1628), „Christus und der Hl. Bernhard“, Museo del Prado, Madrid
Der Kreuzzugaufruf Bernhards von Clairvaux an die Deutschen, 1147.

„Was tut ihr, tapfere Männer? Was tut ihr, Diener des Kreuzes? So wollt ihr das Heiligtum den Hunden und die Perlen den Säuen geben? Wie viele Sünder haben dort ihre Sünden mit Tränen gebeichtet und Verzeihung erlangt, seit das Schwert der Väter den Heidenunrat hinausgeworfen hat? Der Böse sieht das und schaut scheel darauf; er knirscht mit den Zähnen und erbleicht; er rührt die Gefäße seiner Bosheit und wird gewiss weder Zeichen noch Spur von so viel Frömmigkeit übriglassen, wenn er jemals – Gott verhüte es – stark genug wird, jenes Allerheiligste zu gewinnen. Das wäre dann für alle künftigen Zeiten ein unheilvoller Schaden; für dies Geschlecht aber, dies ganz unfromme, wäre es unendliche Scham und all ewiger Vorwurf. Weil euer Land an tapferen Männern fruchtbar ist und kräftig durch die Fülle seiner Jugend – wie denn durch alle Welt euer Preis geht, und der Ruhm eures Heldentums die ganze Erde erfüllt hat – so gürtet auch ihr euch mannhaft und ergreift die glücklichen Waffen im Eifer für Christi Namen. Enden möge jene Ritterart, nein, Ritterunart von ehedem, nach der ihr einander zu werfen, einander zu verderben pflegt und einer den andern umbringt. Welche grausame Lust reizt die Unseligen, dass sie mit dem Schwert den Körper ihres Nächsten durch bohren und vielleicht seine Seele mit ins Verderben stürzen! Auch der Sieger kommt jedoch nicht davon; auch durch seine Seele fährt ein Schwert, wenn er über eines Feindes Tötung sich freut. Wahnsinn ist es, nicht Mut, solch einem Unrecht zu frönen; keiner Kühnheit, sondern nur der Betörtheit soll man es zuschreiben. Du tapferer Ritter, Du Mann des Krieges, jetzt hast Du eine Fehde ohne Gefahr, wo der Sieg Ruhm bringt und der Tod Gewinn. Bist Du ein kluger Kaufmann, ein Mann des Erwerbs in dieser Welt – einen großen Markt sage ich Dir an; sieh zu, dass er dir nicht entgeht. Nimm Kreuzeszeichen, und für alles, was du reuigen Herzens beichtest, wirst du auf einmal Ablass erlangen. Die Ware ist billig, wenn man sie kauft; und wenn man fromm für sie bezahlt, ist sie ohne Zweifel das Reich Gottes wert ….

Im Übrigen, Ihr Brüder, mahne ich euch, und nicht nur ich mahne euch, sondern Gottes Apostel mit mir, dass nicht jedem Geiste zu trauen sei. Wir haben mit Freuden vernommen, wie der Eifer Gottes in euch glühe, aber immer ist es nötig, dass die Bändigung durch die Vernunft nicht fehle. Nicht die Juden soll man verfolgen, nicht sie totschlagen, nicht einmal sie verjagen. Befragt darum die Heilige Schrift … Lebendige Zeichen sind sie uns, die Passion des Herrn darstellend. Deswegen sind sie in alle Gegenden zerstreut; denn während sie die gerechte Strafe für ihre Missetat leiden, sollen sie Zeugen unserer Erlösung sein.-

Auch daran müsst ihr, liebste Brüder, erinnert sein, dass keiner etwa im Drang, euch allen voran zu sein, mit seinem Auszug dem Reichsheer zuvorzukommen suche – keiner unterstehe sich dessen. Und wenn er vorgibt, er sei von uns gesandt, so ist es nicht wahr; und wenn er Briefe zeigt, als hätte er sie von uns, so sollt ihr sagen, die Briefe seien falsch, wo nicht erschlichen. Kriegsgewohnte und kriegskundige Männer soll man zu Führern wählen, und auf einmal soll das Heer des Herrn aufbrechen, damit es überall Kraft habe und von niemand Gewalt erleiden kann. Es war nämlich in dem früheren Zug … ein Mann mit Namen Peter, von dem auch ihr gewiss oft gehört habt. Der brachte das Volk, das ihm vertraut hatte, in solche Gefahren, dass niemand oder doch nur die wenigsten entrannen, die andern verdarben durch Hunger oder Schwert. Und deshalb ist sehr zu fürchten, wenn ihr ähnlich handelt, dass es euch auch ähnlich ergehe. Davor bewahre euch Gott, der auf ewig gesegnet ist. Amen.“

Quelle: A. Läpple, Kirchengeschichte in Dokumenten

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Eroberungsgebiete, „Germania slavica“, grün-gelb, 1100-1400 (Osadnictwo_niemieckie_na_wschodzie)

 

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